Kommentare zum Essverhalten

In diesem Beitrag geht es um (ungebetene) Kommentare zum Essverhalten eurer Kinder. Dabei geht es nicht nur um Kommentare aus dem Umfeld, sondern oftmals sitzen Glaubenssätze über das Essen so fest in uns, dass es uns unbewusst auch mal rausrutscht von „guten“ und „schlechten“ Essern zu sprechen, von „gesunden“ und „ungesunden“ Lebensmitteln oder ein „nun probier doch einfach mal!“. Ich möchte daher ein mal ein wenig Hintergrund dazu liefern, warum die Kommentare zum Essverhalten der Kinder so problematisch sind und danach in zwei Abschnitten auf den eher praktischen Teil eingehen, nämlich 1. Wie kann ich auf solche Kommentare reagieren? und 2. Wie kann ich meine eigenen Glaubenssätze bekämpfen?

Warum ist das Kommentieren von Essverhalten so problematisch?

Kinder schauen zu ihren Bezugs- und Bindungspersonen auf und orientieren sich an diesen. Sie werden auf gewisse Weise zu einem Kompass. Denn: Kinder sind auf uns angewiesen. Gleichzeitig verstehen sie in frühen Jahren nicht, dass ein kritischer Kommentar auf ihr konkretes Verhalten zielt, sondern vielmehr beziehen sie diesen Kommentar auf sich als Person. Beispielsweise kann ein Kommentar, wie „Jetzt stand ich so lange in der Küche und du isst nichts davon“ sich äußerst negativ auswirken: „Ich bin schuld, dass X traurig ist. Ich muss das jetzt Essen, damit X wieder glücklich ist.“ 

An diesem einen Kommentar sehen wir also schon viele Aspekte, die wir so in der Begleitung unserer Kinder eigentlich nicht wollen. Die Verantwortung für die eigenen Emotionen wird an das Kind abgegeben. Das Kind geht über seinen eigenen Hunger, seinen Ekel und / oder Gefühle hinweg, um es der kochenden Person recht zu machen. Es verlernt auf sein eigenes Körpergefühl zu hören.

Insgesamt führen jegliche manipulativen, erpresserischen, wertenden oder gar beschämenden Kommentare zu einem ungesunden Essverhalten. Während Lebensmittel per se nicht als gesund oder ungesund bezeichnet werden sollten, so kann das Essverhalten durchaus ungesund sein. Und das fängt schon mit dem Auslassen einzelner Lebensmittel oder Lebensmittelgruppen ohne medizinische Indikation an, geht weiter mit strikten und unflexiblen Regeln, oder dem Gedanken, dass man sich Essen verdienen muss und hört mit Essstörungen nicht auf.

Bisher habe ich mich vor allem auf Kinder fokussiert, das gilt aber genauso für Jugendliche oder Erwachsene. Ähnlich wie Körperbilder sollte das Essverhalten schlicht unkommentiert bleiben. Möchte man einen Einfluss auf das Essverhalten haben, so geht das über Ernährungsbildung: darüber sich mit Lebensmitteln und deren Zubereitung auseinander zu setzen und zu unterhalten, sich darüber zu unterhalten, welche Funktion Lebensmittel haben und ob sie diese erfüllen.

Wie kann ich auf solche Kommentare aus dem Umfeld reagieren?

Hier ein paar allgemeine Impulse, wie man auf Kommentare aus dem Umfeld reagieren kann. Sicherlich hängt es immer von vielen Einflussfaktoren ab – nicht zuletzt von der Beziehung zur kommentierenden Person und das Thema selbst. Dennoch hier ein paar sehr allgemeine Impulse, wie man auf solche (grenzüberschreitenden) Kommentare antworten kann. Dabei ist es dir immer selbst überlassen, ob du deine Antwort in geschlossener Form oder als Einladung zu einem Gespräch formulieren willst:

  • „Ach meinst du wirklich? Da wäre ich ja nie selbst drauf gekommen.“,
  • „Oh, war das früher bei euch am Tisch so? Wir haben für uns entschieden es folgendermaßen zu machen.“,
  • „Stopp! Das hier geht dich gar nichts an!“ ,
  • „Lass uns da gerne später drüber sprechen, aber gerade passt es für mich nicht“
  • „Ich finde deinen Kommentar hier gerade unangebracht, immerhin erlebst du gerade eine einzige Mahlzeit von vielen im Leben meines Kindes/von mir.“, oder auch 
  • „Und das meinst du bei nur einer Mahlzeit beurteilen zu können?“.

Wer mir auf Instagram folgt, kann sich in den kommenden Wochen gerne einige konkrete Formulierungsvorschläge anschauen.

Wie kann ich selbst mit alten Glaubenssätzen umgehen?

Erwischst du dich selbst immer wieder dabei, wie dir Sätze raus rutschen, die du eigentlich gar nicht so weiter geben willst? Wenn du das ändern möchtest, musst du dich ganz konkret mit diesen Sätzen und den gegebenenfalls dahinter steckenden Glaubenssätzen auseinander setzen. Das ist ein sehr individueller Prozess, den man in einem Blogpost, Artikel oder Instgrampost gar nicht gerecht werden kann. Im Groben geht man dabei folgendermaßen vor:

  1. Erkenne die Glaubenssätze. Schreibe die Sätze und Situationen auf, in denen du etwas sagst, was deinem Wissen und deiner Einstellung zum Essen augenscheinlich widersprechen. Dann überlege dir genau, welche Glaubenssätze dahinter stecken könnten.
  2. Hinterfrage diese Glaubenssätze. Treffen sie überhaupt auf dich, deine Familie und deine Situation zu? Oder hat sich da was aus Nachkkriegszeiten im Kopf verankert und hat für dich selbst gar keine Relevanz mehr? Hier kann es hilfreich sein Gegenbeispiele zu finden.
  3. Formuliere den Gedanken und die Glaubenssätze explizit um. Ob das am Ende eine positive Affirmation wird, oder eine Stütze, was du alternativ in entsprechenden Situationen sagen kannst. 

Ein kleines Beispiel

Lass uns mal ein konkretes Beispiel anschauen: dein Kind möchte nicht alle Gemüsesorten probieren. Immer wieder rutscht dir beim Essen ein „nun probier doch mal“ oder auch ein „nur wenn du das noch isst, bekommst du auch noch mehr von dem anderen“ raus. Frag dich selbst: wovor hast du Angst? Was ist das Schlimmste, was passieren kann, wenn dein Kind dieses Gemüse nicht isst? Und dann setze es in Relation: wie viele andere Obst- und Gemüsesorten isst dein Kind? Isst dein Kind zu anderen Mahlzeiten vielleicht ganz andere Lebensmittelgruppen?

Zu guter Letzt kommst du in die Umformulierung. Zum Einen was du dir selbst in einer solchen Situation sagen kannst: „mein Kind isst so viele verschiedene Gemüsesorten, es ist okay, wenn es dieses (gerade) nicht essen möchte“, oder auch „es ist okay nicht alles zu mögen, ich mag auch nicht alles“, aber dann auch, was du zu deinem Kind sagen kannst, bspw. „Schau mal wie witzig es aussieht, wenn wir es hochhalten / es durchschneiden/ …?“. Im Prinzip geht alles, was euch dazu bringt über das Lebensmittel ins Gespräch zu kommen – am besten unabhängig vom Probieren.

Und wenn dir erst beim Sprechen auffällt, dass du da gerade was sagst, was du eigentlich nicht sagen wolltest, ist es auch voll okay das vor deinem Kind so zu sagen. Wir sind auch nur Menschen!


War der Beitrag für dich hilfreich? Hinterlass mir gerne deine Erfahrungen mit Kommentaren zum Essen! Und wenn du Begleitung dabei möchtest, deine Glaubenssätze loszuwerden, sag gerne Bescheid!

Juhu, das hat geklappt!

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