Vor gar nicht allzu langer Zeit wurde eine Schwangerschaft während der Stillzeit ausgeschlossen. Macht aus evolutionärer Sicht ja auch Sinn: wenn ich ein Stillbaby zu versorgen habe, kann ich da wirklich mit einem zweiten oder schwanger genügend Nährstoffe zu mir nehmen oder dem Säbelzshntiger entkommen? Doch wie ist der Stand der Dinge wirklich?
Dass Stillen kontrazeptiv wirkt ist lange bekannt. Zeuge davon sind heutzutage skurril wirkende Schriften, wie die „Glücksehe“ von Carl Buttenstedt [1]. Hier wird das regelmäßige Saugen an den Brustwarzen der Frau durch den Ehemann als Verhütungsmethode beschrieben. Stillen als Verhütungsmethode wird aber auch wissenschaftlich untersucht wird dann Laktationsamenorrhö-Methode (LAM) genannt.
Während der Stillzeit wird der Eisprung zum Teil unterdrückt. Verantwortlich dafür ist der erhöhte Prolaktinspiegel [2]. Doch wann ist der Prolaktinspiegel hoch genug um den Eisprung zu unterdrücken und wann ist dies nicht der Fall? Laut einem Positionspapier der „Academy of Breastfeeding Medicine“ beschreibt hierzu den aktuellen Stand der Forschung [3]. Entscheidend ist die Häufigkeit des Stillens, das bisherige Ausbleiben einer mehr als zweitägigen Blutung und das Alter des Babys (jünger als sechs Monate). Sind dieses Punkte erfüllt, ist das Risiko einer Schwangerschaft bei weniger als 2%. Vergessen darf man hierbei aber nicht, dass der erste Eisprung bereits ca. zwei Wochen vor der ersten Menstruation stattfindet und somit meist unbemerkt bleibt.
Was heißt das nun im Klartext? Ja, man kann schwanger werden, obwohl man stillt. Insbesondere, wenn Stillen nicht (mehr) die einzige Nahrungsquelle für das Baby ist.
Quellen
[1] https://archive.org/details/DieGlcks-ehedieOffenbarungImWeibe
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Prolaktin
[3] https://www.bfmed.org/assets/DOCUMENTS/PROTOCOLS/13-Contraception-and-Breastfeeding-protocol-german.pdf