(Fach-)Begriffe in der Beikost

Manchmal kann man das Gefühl bekommen, dass die Beikost eine undurchdringliche Wissenschaft ist. Man wird mit jeder Menge Begriffe und – wahrscheinlich schlimmer noch – mit jeder Menge Meinungen konfrontiert. In diesem Artikel möchte ich auf einige Begriffe rund um die Beikost eingehen – und sie in ein Gesamtbild einordnen.

Beikostreife

Wann fängt man denn eigentlich an mit der Beikost? Es gibt hierfür ganz klare Zeichen, die sogenannten „Beikostreifezeichen“ – und die haben nichts mit dem Alter des Kindes zu tun! Dein Kind ist bereit für die Einführung von Beikost, wenn:

  • Der Zungenstoßreflex verschwunden ist
  • Die Hand-Auge-Mund-Koordination klappt
  • Das Kind mit wenig Hilfe (auf dem Schoß) aufrecht sitzen kann und den Kopf alleine halten kann
  • Es generell Interesse am Essen zeigt

Sind all diese Zeichen erfüllt, kann man langsam, aber sicher mit der Beikost beginnen. Denn was jetzt beginnt ist eine individuelle Reise, in der das Baby sehr viele neue Erfahrungen sammelt und mit neuen Geschmäckern und Konsistenzen in Berührung kommt. Darauf reagieren Babys – und Eltern – sehr unterschiedlich und man wird sicherlich an der ein oder anderen Stelle eine Menge Geduld aufbringen müssen.

Der letzte Punkt meiner Liste wird gerne diskutiert – ist es nun ein Beikostreifezeichen, oder nicht? Da immer alle Reifezeichen erfüllt sein sollen, schadet es m.E. nicht, es mit aufzuführen. Denn wenn alle anderen Reifezeichen erfüllt sind, das Kind aber einfach kein Interesse am Essen zeigt, ist es vielleicht aus gutem Grund doch noch nicht so weit.

Aber was und wann und wie fängt man denn nun mit der Beikost überhaupt an? Hier kommen einem unterschiedlichste Herangehensweisen und Begriffe unter.

Breifahrplan

Der Breifahrplan gibt ganz genau vor, wann es was zu essen gibt. Und wie ist auch klar: in Breiform. Es gibt viel Kritik am Breifahrplan und auch ich sehe ihn kritisch. Er führt zu viel Druck, denn er erweckt den Eindruck, dass zu einem gewissen Zeitpunkt eine Milchmahlzeit durch eine Breimahlzeit ersetzt sein muss. Das führt zu unnötigem Druck, denn das passt weder zu jeder Familie, noch zum Konzept BEIkost. Es geht darum zusätzlich zur Milch auch feste Kost anzubieten.

Gleichzeitig gibt der Breifahrplan Eltern, die sich sehr unsicher fühlen, Sicherheit. Wenn man sich mit dem Breifahrplan an die Beikost begeben möchte, sollte man diesen dennoch an das eigene Leben und das eigene Kind anpassen. Das betrifft sowohl die Reihenfolge der Breimahlzeiten, die verzehrten Mengen, die genutzten Lebensmittel, und und und. Auch hier ist viel Variation möglich und die sollte auch ausgeschöpft werden! Und immer gilt: der genaue Verlauf der Beikosteinführung richtet sich nach dem Kind – nicht nach Schema F!

BLW – Baby-Led Weaning

Baby-Led Weaning ist ein Begriff, der, von Gill Rapley geprägt, in den vergangenen Jahren immer häufiger zu hören war und bei vielen Menschen auf Unverständnis stößt – wenngleich die Idee hinter dem Baby-Led Weaning ganz und gar nichts neues ist. Wörtlich übersetzt heißt es „Baby-geleitete Entwöhnung“ – es geht also darum, dass das Kind den Prozess sich von der Milch zu entwöhnen anleitet. Es gibt das Tempo alleine vor – nicht irgendein Plan.

Hinter dem Konzept BLW steht vor allem eine Grundeinstellung zum Kind: eine respektvolle und vertrauensvolle Haltung. Wenngleich BLW oftmals mit „breifrei“ gleich gesetzt wird, sehe ich das dezent anders. Wenngleich Brei sicherlich nicht die präferierte Nahrungsform im BLW ist, ist sie nicht ausgeschlossen. Und meiner Meinung nach kann auch eine Mischung aus Breikost und Fingerfood sehr wohl in eine babygeleitete Transition von Milch zu Familientisch passen.

Breifrei

Im breifrei-Konzept wird die Beikost ohne Brei eingeführt und das Kind sitzt direkt mit am Familientisch und isst, was alle anderen essen – ggf in etwas angepasster Form. Hier entfällt die beim Breifahrplan notwendige Überführung von der Babykost zum Familientisch, da dies ja von Anfang an der Fall ist.

Wie oben schon erwähnt: „breifrei“ wird gerne mit BLW gleichgesetzt und in dieser Ausprägung ist mir der Begriff auch am Liebsten. Leider neigen einige bei diesem Begriff zu Dogmatismus und verteufeln Brei geradezu. Doch gerade bei der Beikosteinführung ist Flexibilität gefragt – kein Dogmatismus (vgl. auch obigen Breifahrplan). Und sind wir mal ehrlich: auch als Erwachsene*r vertilgen wir den ein oder anderen Brei immer noch sehr gerne. Man denke nur an Grießbrei, Milchreis, Porridge, Kartoffelpüree, …

Eisen und Eisenspeicher

Gerade wenn man nicht bei den Frühstarten unter den Beiköstlern ist, wird einem gerne die Eisen-Keule um die Ohren gehauen: „Dein Kind muss mit dem Essen anfangen, es entwickelt sonst einen Eisenmangel!“ Und das sitzt natürlich erst mal. Erst recht, wenn man das auch noch von Fachpersonal hört. Also was steckt dahinter?

Babys kommen in der Regel mit prall gefüllten Eisenspeichern zur Welt, die auch nicht mit Ablauf von X Monaten plötzlich leer sind. Des Weiteren enthalten auch Muttermilch und Pre Eisen, so dass die Eisenspeicher nicht dauerhaft geleert werden. Es ist aber richtig, dass das Eisen aus der Milchnahrung (egal ob Muttermilch oder Pre) irgendwann nicht mehr reicht um den Bedarf des Kindes zu decken und die Eisenspeicher werden mehr geleert. In der Regel muss man sich darum aber keine Sorgen machen, es sei denn das Kind verweigert die Beikost völlig. Dann kann in der Mitte des zweiten Lebenshalbjahres ggf. der Eisenwert beim Kinderarzt überprüft werden – denn Appetitlosigkeit kann ein Anzeichen für Eisenmangel sein.

Darmreife

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zur sagenumwobenen Darmreife. Ein Baby kommt mit unausgereifter Darmflora auf die Welt. Woher auch? Durch die Geburt, den Kontakt mit der Außenwelt (speziell der oralen Phase) und durch die Nahrung (hierzu zählen auch Muttermilch und Pre) wird die Darmwand mit Bakterien besiedelt. So entwickelt sich nach und nach ein reifer Darm – und erst dann, wenn der Darm reif ist, kann auch feste Nahrung verdaut werden. So die Theorie.

Wann genau es so weit ist, kann man von außen kaum beurteilen. Und wie bei allen anderen Entwicklungsschritten, kann man hier von einem Zeitfenster ausgehen, in dem der Darm bereit dazu ist feste Nahrung zu verarbeiten. Und das wird bei manchen Kindern vielleicht auch nach genau 180 Tagen der Fall sein, aber sicherlich nicht bei allen. Und deswegen ist es so wichtig obige Beikostreifezeichen zu kennen, denn in aller Regel ist zu dem Zeitpunkt, da diese erfüllt sind, der Darm auch so weit mit dem nun angebotenen Essen umzugehen.

Fazit

Man kann wirklich das Gefühl bekommen, dass man in eine neue Welt mit vielen neuen Fachbegriffen eintaucht, wenn es zum Beikoststart kommt. Wie bei den meisten Themen gilt: Wissen ist Macht. Es gibt reichlich gute Quellen, bei denen man sich über Beikost und Co informieren kann. Ich gebe zu: es ist nicht immer leicht zu erkennen, welchen Informationen vertrauen kann und welchen nicht. Wenn euch also irgendwas komisch vorkommt: ruhig nochmal recherchieren oder auch jederzeit gerne hier nachfragen 😉

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