Ernährungsmythen in der Stillzeit

Als gäbe es nicht genug, mit dem man sich als gerade frisch gebackenes Elternteil rumschlagen muss, nein es kommen auch noch allerlei Mythen und Empfehlungen rund um die Ernährung dazu. Hier fasse ich mal ein paar meiner liebsten Ernährungsmythen in der Stillzeit zusammen. In einem früheren Artikel habe ich schon mal über allgemeine Empfehlungen für die Ernährung in der Stillzeit geschrieben – vielleicht ist der ja auch interessant für dich 🙂

Blähende Lebensmittel müssen vermieden werden

„Blähende“ Lebensmittel, wie Zwiebeln, Knoblauch und Kohl sind tabu. Dieser Mythos hält sich unwahrscheinlich hartnäckig und ist absoluter Quatsch.

Ja, manche Menschen neigen zu Blähungen, nachdem sie diese Lebensmittel gegessen haben. Aber das trifft nicht unbedingt auch auf den vollgestillten Säugling zu.

Und ja, auch Babys können in den ersten Wochen und Monaten Blähungen haben. Woran das genau liegt ist oft unklar und vielleicht auch einfach noch nicht genug erforscht. In jedem Fall müssen Stillende nicht von vornherein auf Knoblauch, Zwiebeln, Kohl und Co. verzichten, sondern können erst mal beobachten, ob die eigene Ernährung tatsächlich Auswirkungen auf das Baby hat. Und wenn ja, welche.

Säurehaltige Lebensmittel führen zu einem wunden Po

Das Glas Orangensaft, die saure Vinaigrette, die Zitronenlimonade und mitunter auch die Tomaten: sie stehen sofort unter Generalverdacht, wenn der Popo des Stillbabys wund ist. Aber auch hier kann ich Entwarnung geben. Die Stillende sollte ihre Ernährung nicht einschränken, sondern vielmehr nährstoff- und abwechslungsreich essen. Und dazu gehören dann auch gerne Zitrusfrüchte, Säfte und Tomaten.

Bei einem wunden Po sollte ein genaues Auge aufs Windelmanagement gelegt werden. Manche Babys haben sehr empfindliche Haut, die viel Zeit an der frischen Luft benötigt, oder gar auf Pflegemittel reagiert.

Anders sieht es aus, wenn ihr mit der Beikost startet. Da kann ein wunder Po eher durch übermäßigen Verzehr von Tomaten oder Zitrusfrüchten kommen.

Iss das Doppelte…

… immerhin ernährst du auch 2. Und ja, Stillen ist streckenweise anstrengend und ja, die Stillende hat einen erhöhten Kalorienbedarf. Aber nicht den doppelten. Ca. 400 – 600 kcal mehr benötigt eine Stillende in den ersten Monaten. Die Schwankung kommt von der Menge der Milch, die das Baby trinkt, sowie von den vorhandenen Reserven der Stillenden, die bei Bedarf abgebaut werden.

Was sind nun 400 – 600 kcal mehr? Die können schon durch 2 Scheiben Vollkornbrot mit Käse und einem Apfel (bspw. als Zwischenmahlzeiten) abgedeckt werden. Bei vielen Familien ist das größere Problem, dass in der aufregenden Neugeborenenzeit die Mahlzeiten eher unregelmäßig sind und vielleicht auch die Zeit fürs Kochen fehlt. Dadurch entsteht der Eindruck, dass jemand dauerhungrig durchs Haus läuft. Hier kann Vorgekochtes aus dem Tiefkühler oder etwas Mitgebrachtes Abhilfe schaffen.

Salbei- und Pfefferminztee hemmen die Milchbildung

Foto von Ahmed Aqtai: https://www.pexels.com/de-de/foto/glasbecher-2013749/

Es gibt hierfür vor allem anekdotische Evidenz, aber keine Studien, die das belegen, geschweige denn eine Dosis angeben können. In Zellkulturen wurde eine milchhemmende Wirkung von Pfefferminze nachgewiesen. Wie das auf die Stillende zu übertragen ist, ist aber weiter unklar.

Die Academy of Breastfeeding Medicine gibt daher in ihrem Protokoll zur Behandlung von Hyperlaktation keine Empfehlung zur Nutzung oder Dosierung von Pfefferminzöl bei Hyperlaktation (= zu viel Milch). Bei Salbei gibt sie zwar eine Dosierungsempfehlung ab, aber auch den Hinweis dazu, dass es keine wissenschaftlichen Studien zu der Auswirkung auf die Milchbildung gibt, sowie eine Liste an potentiellen Nebenwirkungen.

Malzbier und Stilltee fördern die Milchbildung

Ich starte direkt mit der Empfehlung der Academy of Breastfeeding, die im ABM Protokoll zu milchfördernden Maßnahmen keinerlei Empfehlungen für milchbildende Lebensmittel oder Pharmazeutika ausspricht. Stattdessen solle immer erst das Stillmanagement, das Anlegen und die Saugfähigkeit des Babys genau betrachtet und bei Bedarf angepasst werden.

Wenn du gerne Stilltee oder Malzbier trinkst, spricht natürlich nichts dagegen, diese auch (in Maßen) zu trinken. Bei Stilltee sollte darauf geachtet werden, dass kein Fenchel enthalten ist, denn die Europäische Arzneimittelagentur rät inzwischen davon ab, als Stillende Fenchel oder fenchelhaltige Produkte zu konsumieren.

Bei Kräutertees handelt es sich (fast) immer auch um Arzneimittel. Sie sollten daher auch wie solche behandelt werden und nur so lange wie nötig angewandt werden. Sie können immer auch Nebenwirkungen hervorrufen.

Du musst 4 Liter Wasser trinken

Ganz klar: nein! Dein Bedarf steigt durchaus und es gibt viele Frauen, die während des Stillens starken Durst haben. Es empfiehlt sich daher, während des Stillens ein Glas Wasser in Reichweite zu haben. Allgemein reicht es aber vollkommen aus, wenn du nach Bedarf trinkst.

Außerdem kann zu viel Wasser tatsächlich die Milchbildung hemmen. Also stress dich nicht um auf viele Liter Wasser zu kommen!

Im Allgemeinen reicht eine ausgewogene Ernährung mit moderat erhöhter Kalorienzahl und einer hohen Nährstoffdichte als „Stilldiät“ aus. Einzig die Supplementierung von Jod wird gesunden Stillenden empfohlen.
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