Weihnachtsbäckerei genießen

Die Weihnachtsbäckerei ist in den meisten Haushalten schon in vollem Gange. Schon Wochen vorher spüre ich bei einigen Familien den Stress, der mit den anstehenden Backsessions mit Kindern kommt, hochkriechen. Ich kann es gut verstehen: je kleiner die Kinder sind, desto geringer ist die Zeitspanne, in der sie konzentriert mitarbeiten können. Gleichzeitig ist die Sauerei umso größer. Und dann sind da noch die ganzen Termine in der Vorweihnachtszeit. Da weiß man gar nicht so genau, wo man dieses Backen für Weihnachten eigentlich noch unterkriegen soll…

ABER: In der hektischen Vorweihnachtszeit kann das Backen eine wunderbare Gelegenheit zur Entschleunigung bieten. Und damit die Weihnachtsbäckerei vielleicht nicht immer mit Stress verknüpft wird, sondern auch wieder etwas Schönes wird, mag ich dir heute ein paar Impulse dalassen.

Der Trend zur Effizienz

Ich sage es, wie es ist: der Aufhänger für diesen Artikel waren die unzähligen Reels und Werbeheftchen, die Produkte und Ideen bewerben, die besonders die Herstellung von Vanillekipferln erleichtern sollen. Heutzutage gibt es zahlreiche Hilfsmittel, die das Backen erleichtern sollen. Beispielsweise Silikonformen, in die der Teig einfach hineingedrückt wird. Oder der Trend, einen „Teigblock“ mit kreis- oder mondförmigen Ausstechern zu bearbeiten. Und ja: damit bekommen auch die Kleinsten schon gleichförmige Vanillekipferl hin. Und das in einem Zeitrahmen, der sie nicht komplett überfordert. Ich möchte diesen Hilfsmitteln daher auch gar nicht ihre Daseinsberechtigung nehmen. Doch sie machen den Charme des Selbstgebackenen zunichte.

Es geht bei diesen Hilfsmitteln vor allem darum, dass man trotz all dem Stress und Zeitmangel immer noch die perfekten Kipferl zaubern kann. Es befeuert weiter das Märchen der perfekten Hausfrau und Mutter, die einfach alles wuppt. Zugrunde liegt dabei natürlich auch der Gedanke, dass selbst gebacken „besser“ ist als gekaufte Plätzchen. Dabei möchte ich hier aber mal gern zwei Fragen stellen: 1. was heißt „besser“? Und 2. was ist der Preis dafür? Denn ist ausbrennen und nachts um 23 Uhr noch schnell die letzte Ladung in den Backofen schieben tatsächlich ein gesunder Preis für „Hauptsache selbstgemacht“?

Der Wert des Backens mal anders bemessen

Gerade das Backen mit Kindern ist für die Kinder so eine wertvolle Erfahrung – sofern sie die Zeit und Möglichkeit bekommen sich auszuprobieren. Beim Mischen der Teigzutaten lernen sie was über Mengen und Einheiten. Sie lernen die Zutaten in ihrer Ursprungsform kennen und hantieren mit Lebensmitteln. Das Ausrollen, Ausstechen und Formen bringt jede Menge Motorik Übungen mit sich, ganz ohne, dass man sich viele Gedanken darum machen muss. Der Preis dafür ist klar: Zeit und Unvollkommenheit. Ersteres liegt nicht immer in unserer Hand, aber letzteres ist sicherlich ein Preis, den ich gerne bereit bin zu zahlen.

Foto von Sandra Wei auf Unsplash

Jedes Plätzchen, jedes Kipferl sieht anders aus. Die Kinder freuen sich, wenn sie ihre eigenen Plätzchen nach dem Backen wieder erkennen und aus der Masse raussuchen können. Das Lebensmittel bekommt einen ganz anderen Wert. Dazu kommt noch die Selbstwirksamkeit, die die Kinder erfahren. Das ist ein richtiger Schub fürs Selbstvertrauen!

Und nicht zu vergessen: selbst gebackene Plätzchen sind nicht nur ein Genuss, sondern auch ein Ausdruck der eigenen Kreativität und Mühe. Das ist es, was selbstgebackene Plätzchen so ganz besonders macht. Die Zeit, die man investiert, und die Individualität. Was kann ein größeres Geschenk an einen selbst sein, als die Zeit, die man sich fürs Backen nimmt, auch noch zu genießen?

Das Backen als Ritual

Das Backen in der Weihnachtszeit kann mehr sein als nur die Herstellung von Gebäck. Es ist ein Ritual, das Freude und Gemeinschaft fördert. Wir können uns selbst und unseren Lieben Momente der Entspannung und des Genusses schenken. Indem wir die Kunst des Backens wertschätzen, halten wir ein kleines Stück der Weihnachtsmagie lebendig. Diese bewusste Entschleunigung kann uns helfen, die stressige Vorweihnachtszeit mit schönen Momenten zu spicken.

Sind kleine Kinder mit von der Partie, kann es helfen, die Weihnachtsbäckerei auf mehrere Tage aufzuteilen. Viele Teige müssen nicht sofort verarbeitet werden, sondern können durchaus auch 1 – 2 Tage im Kühlschrank, oder noch länger in der Tiefkühltruhe aufbewahrt werden. So kann man entweder selbst die Teige vorbereiten und mit den Kindern „nur noch“ Ausstechen und Formen, oder macht an einem Tag den Teig und an einem anderen die Plätzchen. Sollen diese noch dekoriert werden, bietet es sich an auch dafür einen weiteren Tag anzusetzen. 

Sind keine Kinder (mehr) im Haus und du möchtest nicht alleine backen, schau mal, ob es in deiner Nähe nicht auch die Möglichkeit gibt, gemeinsam zu backen. Oder du lädst dir jemanden ein. Gibt es mehrere backbegeisterte Menschen in deinem Umfeld, schließt euch zusammen. Jede Person macht ein oder zwei Rezepte und ihr tauscht untereinander. So habt ihr eine Vielfalt an Plätzchen, ohne dass man für viele Rezepte (zu) viele Zutaten kaufen müsste.

Fazit

Man liest es vielleicht schon raus: ich bin großer Fan von selbstgebackenen Plätzchen. Mir macht aber auch das Drumherum Spaß. Ich habe kein Problem mit Chaos in der Küche, Mehl auf Klamotten, Zuckerstreuseln in den Haaren und unförmigen Plätzchen. Seit meiner eigenen Kindheit habe ich Spaß am Backen und Kochen. Ich habe das in meiner Zeit ohne Kinder genauso zelebriert, wie jetzt mit meinen Kindern. Und bevor es in Stress ausartet, hab ich es lieber gelassen. Und das ist auch mein Impuls an dich. Gerade dann, wenn du die Weihnachtsbäckerei als Stress empfindest, lade ich dich ein dir folgende Frage zu stellen: Warum willst du backen? 

Ist in der Antwort vor allem externe Motivation zu sehen (das gehört dazu, meine Kinder sollen auch backen, alle anderen machen das, …), dann nimm dir einen Moment und überlege dir, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, das zu ändern. Es ist vollkommen legitim, wenn du keine Lust auf die Sauerei hast. Vielleicht gibt es dann die Möglichkeit einen Backworkshop in einer örtlichen Volkshochschule, Familienbildungsstätte oder Familienzentrum zu machen. Manchmal ist geteiltes Leid auch halbes Leid: tu dich mit Menschen zusammen, die dir guttun. Dann macht das Backen vielleicht gleich viel mehr Spaß. Und vielleicht gibt es auch eine soziale Einrichtung oder einen Verein, die Plätzchen backen und diese verkaufen oder verteilen. Und absolut nicht zu verachten: die Plätzchen, die es beim Bäcker, auf Weihnachtsmärkten oder im Supermarkt gibt.

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Juhu, das hat geklappt!

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