Nachrichtenfund: „Offenbar Ursache für Plötzlichen Kindstod gefunden“

Es geht verständlicherweise wie ein Lauffeuer durch die Medien: Offenbar Ursache für Plötzlichen Kindstod gefunden (MDR). Aber auch andere Zeitungen berichten mit ähnlichen Überschriften. Doch was steckt dahinter? Ich möchte hier meine Gedanken zu diesem Thema mit euch teilen. Wohlgemerkt, als fachfremde Wissenschaftlerin und ohne alle Artikel zu dem Thema gelesen zu haben.

Hinter dem Artikel steckt die Studie von Carmel T. Harrington et al., die die Konzentration eines bestimmten Enzyms im Blut von Säuglingen untersucht hat. Sie haben hierbei Blutproben von Kindern, die am Plötzlichen Kindstod (Sudden Enfant Death Syndrome (SIDS)) gestorben sind, und pro Kind 10 Vergleichsproben von noch lebenden Kindern untersucht. Und sie haben herausgefunden, dass es einen statistisch bedeutsamen Unterschied in der Konzentration dieses Enzyms in den beiden Gruppen gibt.

Was sagen die Autor*innen nun über diesen Fund? In der Studie beschreiben Sie ziemlich genau, dass dieser Fund „nur“ ein Baustein ist. Aktuell geht man davon aus, dass nicht ein Faktor alleine für SIDS verantwortlich ist. Das gängigste Modell ist nach der Studie das „triple risk model“, nach welchem SIDS eintritt, wenn drei Faktoren aufeinander treffen: ein gefährdeter Säugling, eine kritische Phase in der Entwicklung*, und ein äußerer Stressor.

Das Enzym, das untersucht wurde, bzw. besser seine Konzentration im Blut, scheint ein mögliches Indiz für die Gefährdung eines Säuglings zu sein. Es müssen noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden um zu sehen, was aus diesen Erkenntnissen gemacht werden kann. Vielleicht können zukünftig die SIDS Fälle weiter reduziert werden, weil man anhand dieses Biomarkers Schritte einleiten kann, um den Säugling aus der Gruppe der SIDS-gefährdeten Säuglinge zu holen. Ich bin sehr gespannt, wohin diese Forschungsergebnisse noch führen und möchte diese Ergebnisse gar nicht klein reden.

Wie so oft steckt in den reißerischen Überschriften aber mehr, als die Studienlage hergibt. Und das ist nicht schuld der Wissenschaft, sondern liegt allein daran, dass es scheinbar entscheidender ist, wie viele Klicks eine Überschrift erzeugt, als wie viel Wahrheitsgehalt in ihr steckt.

* genauer: eine kritische Phase in der Entwicklung der homöostatischen Kontrolle.

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