Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat diesen Monat ihre neuen Empfehlungen veröffentlicht, die jetzt unter dem Titel „Gesund Essen und Trinken“ die „10 Regeln der DGE“ ablösen. Ich habe mich sehr über die neuen Empfehlungen gefreut, denn nun werden weniger tierische Produkte empfohlen und gleichzeitig werden die Nüsse und Hülsenfrüchte ein Stück weiter ins Rampenlicht gerückt. Was mich persönlich allerdings am meisten freut, und gleichzeitig leider insbesondere in der Berichterstattung am wenigsten Beachtung fand: die DGE selbst schreibt in ihrer Pressemeldung: „Die neuen DGE-Empfehlungen „Gut essen und trinken“ zeigen eine Idealsituation auf. Bereits kleine Veränderungen in der täglichen Ernährung sind schon ein Schritt in die richtige Richtung – hin zu einer gesundheitsfördernden und umweltschonenderen Ernährung.“ Also auch wenn in der Empfehlung von 300 g Fleisch oder einem Ei pro Woche die Rede ist, dann bleibt es jeder Person selbst überlassen, ob sie sich daran hält.
Gleichzeitig sehe ich es aber auch regelmäßig in Beratungen (oder heute morgen in den DELFI Kursen), wie schnell solche Empfehlungen Druck auslösen können. Und gerade dann, wenn es nicht nur um uns selbst geht, sondern um unsere Schutzbefohlenen, dann wird dieser Druck schnell noch größer. Denn wir wollen für unsere Kinder ja nun wirklich das allerbeste. Wenn es aber nun nicht immer das Optimum ist, dann ist das auch kein Weltuntergang. Niemand verlangt diese unmenschliche Leistung von uns - außer wir selbst. Das Problem an diesem Druck ist aber auch, dass er häufig zu ungesunden Essgewohnheiten führt. Teils so schlimm, dass es in ein zwanghaft gesundes Essverhalten schwappt.
Merken wir also, dass unser Essverhalten oder unsere Ansprüche an unser Essverhalten uns unter (unnötigen) Stress stellen, dann dürfen wir da mal einen Moment inne halten und schauen, wo der Druck und der Stress denn eigentlich herkommt. Und vielleicht auch mal das Gedankenspiel wagen „Was wäre, wenn…“. Was wäre denn beispielsweise, wenn du (oder dein Kind) das eine Stück Schokolade mehr an diesem Tag esst? Oder was wäre, wenn du jetzt den zweiten Tag in Folge nicht an deinem Essensplan fest hältst, sondern dich spontan für die Pizza mit Freund*innen entscheidest? Oder für die Fischstäbchen mit Spinat und Kartoffeln? In den meisten Fällen wird die Welt davon nicht untergehen und dafür ne Menge Stress aus dem Thema genommen. Und ganz vielleicht hörst du nächstes Mal meine Stimme in deinem Kopf, die flüstert „Was wäre, wenn…“. |